Gedichte die mir gefallen ......
Die Zeit ist wie ein Bild
vom Mosaik,
zu nah beschaut,
verwirrt es nur den Blick:
Willst du des Ganzen
Art und Sinn verstehen,
so musst du`s Freund,
aus rechter Ferne sehen.
Emanuel Geibel
Wenn du stirbst
keiner fragt mehr nach dir
und in niemandes Erinnerung
wirst du weiterleben,
weil du nie teilhattest
an den Rosen des Lebens
im Haus des Hades
wirst du nur
in der Mitte des Windes -
Sappho
wieder grün,
Blümlein gelb und
rot und blau seid
gegrüßt in
von Fallersleben
Frühlings-Seufzer
Grosser Gott, in dieser Pracht
Seh' ich Deine Wunder-Macht
Aus vergnüg'ter Seelen an.
Es gereiche dir zu Ehren,
Dass ich sehen, dass ich hören,
Fühlen, schmecken, riechen kann!
Barthold Heinrich Brockes
Hier im Wald mit dir zu liegen,
moosgebettet, windumatmet,
in das Flüstern, in das Rauschen
leise liebe Worte mischend,
öfter aber noch dem Schweigen
lange Küsse zugesellend,
unerschöpflich - unersättlich,
hingegebne, hingenommne,
ineinander aufgelöste,
zeitvergeßne, weltvergeßne.
Hier im Wald mit dir zu liegen,
moosgebettet, windumatmet...
Christian Morgenstern
(1871-1914)
Wind greift voll ins schöne Haar,
Wolken werfen Schattenbilder,
Lieder klingen rein und klar.
Durch die Lüfte sturmgeläutert,
durch die Herzen trostbereichert,
sinkt der Früchte reife Schar.
Carl Peter Fröhling
den wir atmen, herüber;
auch noch
atmen wir Abschied.
Rainer Maria Rilke
die rote Rose Leidenschaft;
ein juniheißer Sommertag.
Theodor Storm
Ich las es einmal irgendwo
und dachte mir dabei
wer das so schreibt der fühlt wie ich,
mir wurde schwer ums Herz dabei.
Du kriegt den schönsten Platz am Tisch
als "Altersdeko" sozusagen,
doch sprechen tut man mit dir nicht -
was hast du schon zu sagen?
Die Jungen plaudern unter sich
von Urlaub, Job und Geld.
ICH scheine gar nicht existent
- sie sehn nur ihre Welt.
Und irgendwann da sag ich "Zschüß " -
man schaut erstaunt zu mir,
bei deinen Kindern hier?
© Lilotte
Melancholie schwebt über mir
und träufelt auf mein Herz.
Es schmeckt so manches bittersüß.
Es ist kein Weh, kein Schmerz.
Und doch weiß mancher, was das ist.
Es ist kein Hoch, kein Tief.
Die Stimmung heißt: Melancholie,
die heute nach mir rief.
© Christine Wolny
Im Sessel du,
Das Haupt dir zugewendet,
Und sanfter fühlten
Und stiller ward es
Bis unsre Augen
Und wir berauscht
Theodor Storm
Es zieht dich in sich,
Es trägt dich mühlos fort
Du schaust und trinkst
Und, gleich als hättest
Steigst du erfrischt
Emmanuel Geibel
Sie sagte statt des leeren "Sie"
Das traute "Du" mir aus Versehen -
Und schon verheißt die Phantasie
Erhörung meinem Liebesflehen!
Ich schau sie an glückseliglich,
Nach jedem ihrer Blicke geizend;
Ich spreche laut: "Wie sind Sie reizend!"
Und denke still: "Wie lieb ich dich!"
Was an Liebe Du erfahren,
Trage tief in Deiner Brust,
Wo es Keiner mag gewahren,
Keinem außer Dir bewußt.
Kann die Liebe - andre nicht;
So wie Sterne nur entzücken,
Die da sehen - Blinde nicht!
(1806-1879)
NÄCHSTENLIEBE
Lieber Gott, an manchen Tagen,
muss ich Dir ganz ehrlich sagen,
platzt mir fürchterlich der Kragen,
und da muss ich mit mir ringen,
denn es könnte mir gelingen,
meinen Nächsten umzubringen,
den ich – ich versteh Dich voll-
wie mich selber lieben soll.
Lieber Gott, da wär es toll,
könntest Du in deiner sachten
und so wunderbar bedachten
Art besonders auf mich achten.
© Sonja Marlin
Ganz oder gar nicht
Wer da will der Liebe leben,
Muß sich ganz der Liebe geben,
Sich nicht teilen, nicht zersplittern,
Ganz im Kuß hinüberzittern;
Muß des Herzens ganzes Drängen
Auf des Mundes Spitze zwängen;
Muß nicht denken, rechnen, klügeln,
Sich nicht fesseln oder zügeln;
Muß den Arm nicht ängstlich halten,
Gilt es, Hüften zu umfalten;
Nicht voll Scheu die Hand befühlen,
Gilt's, im seidnen Haar zu wühlen;
Muß im seligen Versenktsein
Unklar, ob er ist und denkt, sein.
Moritz Graf von Strachwitz
(1822-1847)
weiß ich alles schon,
aber was sie tragen,
flüstert kaum ein Ton.
Und es ist doch Liebe,
was zusammenhält,
die sonst sinnlos bliebe,
diese wirre Welt.
Richard von Schaukal
(1873-1942)
und sie reicht sie mir ins Bette;
fürchtend, daß ich Tränen hätte,
streicht sie meine Augen sacht.
Dann verläßt sie das Gemach;
rauschen hör' ich, sanft und seiden;
und den Dornenzweig der Leiden
zieht sie mit der Schleppe nach.
Ludwig Jacobowski
(1868 - 1900)